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Prüfung PPL(A) der besonderen Art

Nach fast 2 Jahren intensiver Ausbildung in Weser Wümme war es nun soweit: Unsere Ausbildungsleitung hatte mich zur praktischen Prüfung zugelassen und in Oldenburg angemeldet.

Nach kurzer Zeit erhielt ich schriftlich Nachricht, dass ich mich bei meinem Prüfer, Herrn Müller aus Verden melden sollte. Nach telefonischer Rücksprache sollte der Prüfungstermin am So, 17/06/12 stattfinden. Da hierfür die D-EENF benötigt wurde, mussten 3 Schüler Ihre Charterungen umlegen (Vielen Dank noch einmal). Leider stellte sich in der Woche vor meiner Prüfung heraus, dass beide Schulmaschinen (D-EENF noch D-EXI) für den Schulbetrieb nicht zur Verfügung standen. Nach mehreren Telefonaten mit unserem Ausbildungsleiter und dem Prüfer, wurde mir alternativ eine Schulmaschine aus Verden angeboten.

Am Samstag vor der Prüfung kontaktierte ich Herrn Müller erneut, um meine Aufgabe zu erhalten:

  1. Treffen in Verden
  2. Allg. theoretische Befragung
  3. Platzrunden in Verden
  4. 110° Inbound zum Bremen VOR
  5. 150° Outbound vom Bremen VOR
  6. Bruchhausen Vilsen terrestrisch finden
  7. Airwork
  8. Ziellandung in Verden

Aufgrund der zu erwartenden starken Böen wurde der Termin von 10:00 Uhr auf 13:00 Uhr verschoben. So weit so gut.

Ich machte mich an die Vorbereitungen. Wir hatten uns verabredet, dass ich mich am Sonntag um 10:00 Uhr noch einmal telefonisch melden würde. Am Sonntag stellte ich zu meinem Bedauern fest, dass bei mir zu Hause (Papenburg) Winde von bis zu 20kt und Böen von bis zu 40kt herrschten.

Enttäuscht rief ich Herrn Müller an, der mir zu meiner Überraschung mitteilte dass ich mich auf den 2-stündigen Weg nach Verden machen sollte. Mit einigem Magengrummeln fuhr ich dann auch los. Nachdem ich meinen Kaffee-To-Go auf mein Hemd ausgekippt hatte und mich in Verden völlig verfranzt hatte, kam ich in Verden-Schanhorst an. Zwischenzeitlich hatte ich aus Weser Wümme die Empfehlung erhalten aufgrund der Wetterlage abzusagen.

Herr Müller teilte mir mit, dass er noch ein wenig warten wolle (die Böen waren gemäß Anzeige im Tower bis 40 kt). Trotzdem wollte er schon einmal beginnen.

Wir setzten uns ins Nebenzimmer und begannen mit den Formalien (wichtig ist hierbei das aktuelle Medical). Herr Müller legt sehr viel Wert auf die Lufträume in Bremen. Gleichzeitig befragt er die Sichten (wichtig hierbei ist ihm die richtige Ausdrucksweise: Flug-, Erd-, Bodensicht etc.). Danach haben wir uns meine Flugplanung angeschaut und besprochen. Ich hatte einen Flug nicht KZ auf 3.000ft geplant, die Wolkenuntergrenze am Sonntag lag allerdings bei 3.600ft (bedenke: vertikaler Abstand zu Wolken LR D = 1.000ft). Deshalb erschien mir die „Flucht nach vorne“ am sinnvollsten und ich sprach Herrn Müller darauf an. Sichtlich beeindruckt, beschloss Herr Müller die Flughöhe vorab auf 1.400ft und mit Einflug in die KZ auf 2.000ft zu legen. Folgendes ist hierbei ganz wichtig: Flug in nicht KZ – Meldung bei FIS mit Bitte um Frequenz für Bremen Radar. Da ich nun durch die KZ fliegen sollte, musste ich Bremen Turm direkt anfunken. Insgesamt klappte das Frage- Antwort-Spiel ganz gut und wir waren schon nach ca. 15 Minuten fertig.

Jetzt beruhigte sich der Wind auch ein wenig und Herr Müller sah eine „sportliche Prüfung“ auf uns zu kommen. Ich für meinen Teil wäre am liebsten wieder nach Hause gefahren.

Nach dem Außencheck, erklärte mir Herr Müller noch die Avionik des mir unbekannten Flugzeugs.

Als erstes flogen wir eine Platzrunde (bockig ohne Ende). Im rechten Gegenanflug setzte ich, wie gewohnt 10° Klappen. Ich spürte plötzlich, daß trotz voller Fahrt die Fahrt immer langsamer wurde. Panisch überprüfte ich alle Anzeigen, bis Herr Müller den Fehler erkannte: „Sie haben 40° Klappen gesetzt. Was soll das denn?“. Klappen zurück auf 10°, Prüfung vorbei? Nein!!! Es stellte sich heraus, dass der Schalter für die Klappen nicht gerastet hatte und somit die Klappen automatisch auf 40° liefen.

Wir flogen danach das o.g. Programm ab.

Hierzu noch einige Geheimtipps:

  1. Herr Müller legt sehr viel Wert darauf, dass die Höhe gehalten wird
  2. In- und Outbound sollten richtig eingedreht werden
  3. Ganz wichtig ist das Anschneiden der Radiale
  4. Die VOR finden und die OFF-Flagge sollte angezeigt werden
  5. Vollkreise richtig fliegen (25°, 35°, 45°) vorab sich die Richtung merken und die Höhe halten.
  6. Bei Ziellandung immer Platz in Sicht halten (Ziellandung muss nichtunbedingt aus der
    Platzrunde erfolgen)
  7. Terrestrische Navigation ist Herrn Müller wichtig. Ich habe zwischenzeitlich immer die
    markanten Punkte, bzw. Städte benannt.
  8. Parallel immer wieder den Kompass mit dem Whisky-Kompass abgleichen und das Herrn
    Müller auch mitteilen.

Ich persönlich hatte unheimlich Schwierigkeiten beim Anschneiden der Radiale. Meine Leistung an der Stelle fand Herr Müller nicht so toll. Das Gesamtbild war dann trotzdem wohl o.k.

Fazit:

Vor der Prüfung empfehle ich öfter in die KZ zu fliegen und dabei die Flug-Navigation bis zum Erbrechen zu üben. Herr Müller ist fordernd, aber auch hilfsbereit. Alles im Allen hatte ich Glück im Unglück: Aufgrund der Wetterlage hatte ich sicherlich einen kleinen Sonderbonus in der Luft, eben eine Prüfung der besonderen Art.

Vielen Dank an alle Lehrer in Weser Wümme für die tolle Hilfe,
Christoph Schade