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Büsum, die – vorerst – letzte Tour

Inzwischen ist es ja schon in aller Munde: Privatpiloten dürfen keine Gäste mehr gegen Entgelt mitnehmen. Handelt es sich bei “Entgelt” nun um Einkünfte für den Piloten oder sind damit auch anteilige Benzinkosten gemeint? Reden wir bei “Entgelt” von 1000€ oder einem Cent? Der Gesetzgeber hat wieder einmal nur halbe Arbeit gemacht und den Begriff “Entgelt” nicht definiert. Siehe Bericht “Aus für Rundflüge”.

Der Fliegerclub hat sich nun entschlossen, zunächst einmal ab 8.4.13 alle Flüge auszusetzen, bei denen sich Gäste an den Benzinkosten beteiligen. Es stellte sich jedoch die Frage, was wir mit den bisherigen Anmeldungen machen, die ja schon teilweise aus dem letzten Jahr gekommen sind. Wir haben uns die Anmeldungen für die Büsum-Tour vorgenommen, hier waren am meisten Anmeldungen gewesen und haben am 4.4.13 die Interessenten gefragt, ob sie am 6.4.13 Zeit haben. Immerhin haben 9 Gäste spontan zugesagt, uns Piloten an diesem Tage nach Büsum zu begleiten. Die Wetterprognosen waren ebenfalls gut.

Morgens trafen dann unsere Gäste, die teilweise sogar aus Bremen angereist waren, pünktlich auf dem Flugplatz ein. Holger Kiefer hat wieder die Einführung in die Fliegerei, die Beschreibung der Flugstrecke, der Beschränkungsgebiete und der Flugzeugbeladung super rübergebracht. Das Wetter war noch besser als vorhergesagt und so ging es dann gegen 11.30 Uhr mit 4 Flugzeugen Richtung Büsum.

 

 

Kurz nach dem Start war schon der Jadebusen, Wilhelmshaven, das Zwischenahner Meer usw. zu sehen. Wir flogen dann in Wilhelmshaven den Südstrand und den unfertigen Weser-Jade-Port ab und drehten dann Richtung ffn-Lagune Burhave ab. Von weiten war schon die Kaianlage von Bremerhaven sichtbar. Wieder eine leichte Kurskorrektur Richtung Cuxhaven. Ein kurzer Funkspruch mit dem Fluginformationsdienst in Bremen: Kontrollzone Nordholz und Beschränkungsgebiete 13 alpha und bravo nicht aktiv (unsere Mitflieger bekamen die Bedeutung schon bein der Einweisung vermittelt), also mitten durch. Ab Cuxhaven war auf Grund des guten Wetters am Horizont schon Büsum zu sehen (wer es dann mit geübten Auge erkannt hat).

 

Vorbei an Deutschlands einziger Erdölförderstation in der Nordsee dann direkter Kurs auf Heide-Büsum. Nach ganzen 35 Minuten setzten wir zur Landung auf. Rolf Platz, der dort ansässige Pächter der Gaststätte, hat uns wieder einen super Krabbenteller serviert. Nach ein bischen “Gefachsimpel” zwischen Piloten und Mitfliegern ging es dann weiter Richtung Süden auf die Elbe zu. Unter uns die vielen Schiffe, die Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals, die Kernkraftwerke Stade und Brunsbüttel ging es dann über der Elbe Richtung Uetersen. Die dortige Funkfrequenz hat schon ahnen lassen: Es sind viele Flugzeuge im Anflug, also exaktes Anflugverfahren der Sichtanflugkarten beachten. Neben uns tauchte eine Cessna auf, die aber deutlich langsamer war. Also Fahrwerk noch drinlassen, die Cessna hinter uns lassen, Landeanflug fortsetzen.

 

Vor uns tauchte eine weitere Cessna im Queranflug Piste 09 auf, also langsamer werden, Mixer auf reich, Gas etwas raus, Fahrwerk bei 120 Knoten raus, Geschwindigkeit auf 100 Knoten senken, Landeklappen volle Stellung. Wir sind jetzt konstant ca. 600 Meter hinter der Cessna, welche nun vor uns ins Endteil dreht und kurz danach landet. Wir landen ebenfalls, die Cessna vor uns rollt gerade von der Bahn, der nächste Flieger ist auch schon direkt hinter uns. Heute ist wirklich “eine Menge Blech in der Luft”.

 

Im Flugplatzrestaurant sitzen wir nochmal bei Kaffee und Kuchen. Alle Teilnehmer sind abschließend der Meinung, dass wir einen super Tag verbracht haben. Noch ein gemeinsames Gruppenbild und Start frei zum Rückflug. Dieser erwies sich ebenso schön wie die ersten beiden Teile.Vorbei an Bad Bedakesa, über Harriersand in der Weser und rein in die Wesermarsch. Über dem Privatflugplatz in Achterstedt (bei Schweiburg in der Wesermarsch) hat unser Flieger auf Gästewunsch noch ein paar Steilkurven gedreht. Das Elternhaus von oben hat eben doch eine gewisse Beachtung.

Wieder zurück auf dem Flugplatz hat sich jeder Pilot von seinen begeisterten Mitfliegern verabschiedet.

Es trat doch ein bisschen Wehmut auf, dass solche Erlebnisse auf Grund von politischen Entscheidungen nun zu Ende sein sollen. Mündigen Bürgern wird ein kostengünstiges Erlebnis genommen, Piloten werden ihr Wissen nicht mit Fluginteressierten teilen können und nun auch weniger fliegen. 

Und wenn ich weniger Auto fahre, fahre ich ja auch sicherer (meinen zumindest unsere Politiker)!