Berichte von Piloten

Von Felde nach Ghana/Afrika und jetzt zurück

        

Jeder Besucher des Flugplatzes Westerstede-Felde wird schon auf dem Parkplatz mit dem großen Torbogen “Felder Flugfeld – Das Tor zu Europa” empfangen. Dieses stimmt auch, die Piloten des Fliegerclub Westerstede e.V. steuern ganzjährig Ziele in ganz Europa an. So waren Mitglieder des Clubs in diesem Jahr schon in Holland, Belgien, England, Frankreich, Schweiz, Österreich, Italien, Polen, baltische Staaten, Dänemark und Schweden.

Unser Clubmitglied und Fluglehrer Jörg Bohn wird nun mit seiner Ruschmeyer R90-230RG noch weiter fliegen – nach Ghana/Afrika. Hier kommt sein Reisebericht:

>> Alle Bilder in der Gallerie <<
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Dieses ist der letzte Bericht von und über Jörg, George und Jan. Ich möchte mich an dieser Stelle bei den Dreien bedanken, dass ich immer einer der ersten sein durfte, die die Berichte lesen und die Bilder betrachten durfte. Ich finde es ganz toll, dass so viele von Euch diesen Beitrag verfolgt haben.

Nachricht von Jörg + Jan aus Westerstede vom Sa 10.11.2012 – 15:00 Uhr 15:00 Uhr:

Day 8

9. November  Dijon – Westerstede

„Das sieht ja gar nicht so schlecht aus, das Wetter“ dachten wir am Morgen, als wir aus unseren Hotelzimmern blickten. Diese Einschätzung entpuppte sich aber schnell als ziemlich falsch wie wir feststellten, als wir uns per Taxi dem Flughafen näherten. Der Nebel wurde immer dichter, so dass wir fast Mühe hatten, unser in Nebelfarben lackiertes Flugzeug zu finden. An einen Start war nicht zu denken. Aber, es ist ja erst 10 Uhr, noch zwei Stunden bis zum geplanten Start um 12:00. Für diese Zeit hatten die Meteorologen ein Aufreißen der Nebeldecke angekündigt. Also Flugvorbereitung, Flugplanaufgabe und Tanken. Zum letzten Mal. Leider ist dieser Nebel ziemlich zäh. Nur ganz langsam steigen die Sichten. Gegen 12:00 beschließen wir, dass es jetzt fliegbar ist, die Sichtweite liegt mittlerweile bei über einem Kilometer, allerdings hängen noch ein paar tiefe Wolkenfetzen 300 Fuß über uns. Aber: 50 Fuß darüber strahlender Sonnenschein und allerbestes Flugwetter bis nach Norddeutschland. Auf dem Weg zum Flugzeug dann der freundliche aber bestimmte Hinweis, dass wir nicht starten dürfen, die Minima in der Kontrollzone sind bekanntlich höher als auf unkontrollierten Plätzen und die Controllerin in Ausbildung hält sich streng an die Vorschriften. Also zurück in den Warteraum. Das Bodenpersonal weigert sich unsere Landegebühren jetzt schon zu kassieren, mit dem Hinweis, dass wir ja wohl noch ein paar Tage bleiben werden, für morgen ist nämlich richtig schlechtes Wetter angesagt… . Nicht schön, da wir wissen, dass viele Freunde um 14:30 in Felde auf unsere Landung warten. Andererseits: kulinarisch gesehen war Dijon zweifellos einer der Höhepunkt der Reise und mit ein paar Tagen Aufenthalt könnte man bestimmt noch einige gute Futternäpfe ausfindig machen.

Alle 10 Minuten schauen wir draußen nach weiteren Wetterverbesserungen, informieren das „Empfangskomitee“ über unsere Verspätung und nutzen ansonsten die Zeit, um unsere Emails der letzten Tage zu bearbeiten. Regelmäßig nerven wir die Controllerin – dürfen wir jetzt??! Und immer wieder ein mehr oder weniger freundliches „Non!“. Irgendwann ist dann fast ganze Himmel strahlend blau, die Sichten richtig gut. Aber vom Turm aus sind wohl noch ein paar Nebelschwaden zu erahnen, wir dürfen immer noch nicht los und langsam drängt sich das Gefühl auf, etwas schikaniert zu werden.  Um 14:30, eigentlich ja die geplante Ankunftszeit, dann endlich das Go. In letzter Minute: wir erwarten eine Flugzeit von 2,5h macht also 17:00. Sonnenuntergang in Westerstede ist um 16:40, die fliegerische Nacht beginnt 30 Minuten später, also 17:10, danach wäre eine Landung nicht mehr erlaubt. Da Jörg allerdings eine Nachtflugberechtigung besitzt, hätten wir zur Not immer noch nach Bremen ausweichen können. Aber das Ziel ist ja Felde und wir springen in die startbereite Maschine und endlich geht es los. Der Flug geht über schöne Landschaften und Schlösser in Frankreich, quer über den Flughafen Luxemburg, Richtung Rhein / Ruhrgebiet in 7500 Fuß. Mit Erreichen der Norddeutschen Tiefebene überfliegen wir eine 7/8 Wolkendecke. Es ist wie auf Watte zu fliegen auf allerfeinste angeleuchtet  durch die Abendsonne. Unglaublich schön! Kurz vor Felde nehmen wir das nächste „Loch vom Dienst“,  um unter die Wolken zu sinken. Instrumentenbeleuchtung und Positionslichter an, ein letzter Gruß an die Sonne und abtauchen in die Dämmerung. Unten fahren die Autos bereits mit Lichtern, der Landeplatz ist aber auch ohne Befeuerung noch gut zu erkennen und nach ein Durchstartmanöver, begleitet von einem Gewitter von Blitzlichtern am Boden (wir sind sehr gerührt) dann die Landung – 6 Minuten vor Einbruch der offiziellen Nacht.

Der Empfang war großartig, Freunde, Familie und Kollegen, der  Bürgermeister und die Presse, viele sind gekommen. An dieser Stellen an ganz herzlichen Dank an alle, die uns so herzlich begrüßt haben, an alle, die uns während unseres Fluges unterstützt haben, an alle, die das tolle Projekt in Ghana unterstützen und an alle, die unsere Reise täglich am Computer mitverfolgt und uns die Daumen gedrückt haben.

Nachricht von Jörg + Jan aus Sevilla vom Do 08.11.2012 – 22:05 Uhr:

Day 7

8. November Sevilla – Dijon

Am Morgen sind rund um Sevilla immer noch einige dicke Schauer unterwegs und der Himmel schaut auch in unserer Richtung, Nordost, ziemlich düster aus. Im Büro unseres Handlingagents (Pflicht für Flüge von/nach Nicht-Schengen-Staaten) am Flughafen holen wir uns ausgiebig das Wetter für Spanien und Frankreich, immer in der Hoffnung heute zunächst irgendwie weiter Richtung Heimat zu kommen und am besten auch dort zu übernachten, wo morgen noch mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit ein Weiterflug möglich ist. Schnell steht fest: Limoges wird es nicht. In Madrid, das auf der Strecke liegen würde, sind die aktuellen Untergrenzen mit 300 bis max. 600 Fuß selbst für Jörg zu niedrig. Außerdem ist die Prognose für morgen in Limoges ziemlich mies. Aber bald finden wir die Alternative: an der Westküste Spaniens am Mittelmeer soll gutes Wetter sein, und auch Südfrankreich meldet mehr oder weniger CAVOK (Clouds And Visibility OK).

Das schlechte Wetter werden wir überholen, allerdings planen wir heute möglichst weit zu kommen, damit wir es morgen ohne Wetterprobleme nach Hause schaffen. Die Wahl fällt auf Dijon. Dann geht es los mit der Flugvorbereitung. Immerhin überfliegen wir sieben VFR oder drei IFR Kartenblätter bei diesen langen Leg von über 1600 Kilometern. Dementsprechend lange brauchen wir auch für die Vorbereitung. Aber um 11 Uhr rollen wir zur Startbahn, allerdings lädt der Himmel immer noch nicht wirklich zum Fliegen ein. Neben uns auf dem Vorfeld steht eine Beluga von Airbus, aber Jans Vorschlag die HX doch mit diesem Transportflugzeug nach Bremen mitnehmen zu lassen und in ein paar Stunden nur noch von Bremen nach Felde zu fliegen (“merkt ja keiner…”) wird von Jörg nur müde belächelt.

Die erste halbe Stunde ist dann auch noch ziemlich mühsam. Auf Kurs ist kein Durchkommen wir weichen etwas nördlich ab, umfliegen ein paar dicke Regengebiete. Aber bald wird es heller und wir steuern zurück auf Kurs. Dann reisst es immer weiter auf und kommen in den Genuss der spanischen Landschaft. Weinberge, Stauseen, Flüsse, kleinere und größere Anwesen unter uns. Der Flug wird immer entspannter. Zwischenzeitlich eine 8/8 Bewölkung unter uns, dafür aber Sonnenschein von oben. Die Pyrenäen erleben wir bereits komplett wolkenfrei. Die höchsten Gipfel reichen fast bis an unsere Flughöhe, immerhin 9500 Fuß.

Dann erreichen wir das Mittelmeer, etwas später Frankreich und die freundlichen Controller ermöglichen uns einen direkten Abflug unseres Flugplans, quer durch alle Beschränkungsgebiet und C und D Lufträume. Die letzten Kilometer geht es durch das Rhône-Tal und westlich liegen die schneebedeckten Alpen in der Abendsonne. Bildschön, sogar den Mt. Blanc können wir sehen, naja, zumindest erahnen. Nach vier Stunden und fünfzig Minuten landen wir in Dijon. Das war der längste Tag im Flugzeug. Morgen soll es nach Auflösung der vorhergesagten Nebelfelder gegen Mittag in nur noch knapp 2,5 Stunden nach Westerstede zurückgehen, heute aber erstmal ein angemessener (Austern, Steak & Rotwein) Ausklang des heutigen Tages und wahrscheinlich ja auch des letzten Abends unserer wunderbaren Reise.

Nachricht von Jörg + Jan aus Sevilla vom Mi 07.11.2012 – 21:49 Uhr:

Day 6

7. Nov. Agadir – Sevilla

Mit unserer Aufgabe für den Abend möglichst viele Dirham zu verprassen sind wir ziemlich kläglich gescheitert, ist aber auch schwierig in einem “all inclusive” Robinson Club.  Immerhin 15 Euro sind wir an der Bar dann doch noch losgeworden, mehr war nicht drin, mussten wir heute doch wieder früh und fit los. Am Flughafen Agadir haben wir einige Zeit darauf verwendet das VFR Routing in unsere Karten und Computer zu übertragen, ausserdem wir hatten Gelegenheit ATC zu besuchen und uns den Luftraum von Marokko mal per Radar anzuschauen. Ganz nebenbei hat Jörg den Controllern erklärt, wie ein CDA (continous descend approach) funktioniert – spart Sprit und vermeidet Lärm – und soll demnächst in Agadir für die “Großen” eingeführt werden. Zusätzlich wurde noch ein Kontakt zu einem Lufthansa Profi für dieses Thema vermittelt. Schön, wenn man auch mal helfen kann. Dementsprechend angenehm war Abfertigung, Flugplanaufgabe und Wetterbriefing.

Bei anschliessenden Tanken wurde leider, wie erwartet, wieder nach unseren nicht vorhandenen Tauschquittungen gefragt. Also: wieder in Devisen zahlen und Jan macht sich auf den Weg zurück in den Flughafen, um die Dirham wenigstens zu einem miesen Kurs zurück zu tauschen. Es ist aber gar nicht so einfach, nach der offiziellen Ausreise wieder in die Flughafenhalle zu kommen. Aber die Marokkaner sind erneut sehr hilfsbereit und ein paar Brocken Französisch helfen – Jan wird von Polizist zu Zöllner, von der Ankunfts- in die Abflughalle und wieder zurück weitergereicht und irgendwann gibt es dann doch die Euros zurück. Naja, statt der erhofften Ersparnis haben wir jetzt mindestens 50 Euro durch unsere Aktion verloren.

Mittlerweile ist es aber auch schon 11 Uhr, wir müssen uns beeilen, denn vom Westen ist eine ziemlich üble Unwetterfront mit Gewittern und Starkregen Richtung Gibraltar unterwegs. Nichts, was man in der Luft treffen möchte. Also Start Richtung Atlas Gebirge, und wir fliegen mit einem wunderschönen Blick auf die Berge unter uns und das wieder viel grünere nördliche Marokko Richtung Tanger. ATC hält uns auf Trapp, immer wieder wurde verlangt Punkte anzufliegen, die wird nicht in unseren Unterlagen hatten. Aber mit drei verschiedenen Karten, dem GPS und den Photos der Karten, die wir in Dakhla machen konnten klappte das ganz gut, ließ uns aber kaum Zeit nach den vermissten Elefanten/Giraffen/Gnus am Boden zu schauen.

Westlich war die angedrohte Front bereits zu sehen und kurz vor Tanger sind wir gezwungen, die geplante Strecke aufzugeben und weg von den Gewittern Richtung Osten auszuweichen. Dort sind allerdings einige Flugbeschränkungsgebiete und es folgt ein wilder Zickzackkurs zwischen fiesen Wolken links und verbotenen Bereichen rechts. Aber das Wetter im Osten bleibt gut und wir sind mit starken Rückenwind trotz spritsparender Flugweise mit teilweise über 200 Knoten unterwegs. Zurück in Europa lassen wir das Unwetter hinter uns und können zurück auf westlichen Kurs nach Sevilla, nachdem wir schon befürchteten, nach Málaga oder Granada im Osten ausweichen zu müssen.

Wir hoffen jetzt, dass das Wetter heute Nacht schnell durchzieht und sich nicht vor den Pyrenäen staut, damit wir morgen weiter im Plan nach Limoges, Frankreich, fliegen können. Es ist wie erwartet, jetzt wird das Novemberwetter das größte Problem. Aber erstmal sitzen wir bei relativ lauenTemperaturen von 15 Grad in einem unglaublichen nettem Fischrestaurant und freuen uns auf den appetitlichen Fisch der in der Kühltheke vor uns auf seine Salzkruste wartet. Allerdings ist der Koch noch nicht da. 19 Uhr ist wohl nicht typische Zeit für ein Abendessen in Spanien.

Nachricht von Jörg + Jan aus Dahkla vom Di 06.11.2012 – 20:36 Uhr:

Day 5

6. November – Dakhla-Agadir

Nach einem spartanischem Frühstück sind wir wieder auf dem Weg zum Flughafen. Unterwegs ziehen wir uns an einem Geldautomaten noch soviel Bargeld wie unsere Karten hergeben, um heute und morgen in Agadir beim Tanken nicht mit schlechten Wechselkursen konfrontiert zu werden. Dakhla ist ja ein überschaubares Wüstennest, nach ein paar Minuten im Fiat Panda mit dem Gepäck ungesichert auf dem Dach erreichen wir den menschenleeren Flughafen. Die Abfertigung war auch kein Problem, das tauchte erst auf als wir unsere Tankrechnung mit Dirham zahlen wollten – das geht nämlich nur mit einer Wechsel – Quittung oder einem Beleg aus dem Geldautomaten den wir natürlich nicht mehr hatten. Also doch wieder mit Dollar zahlen – mal sehen was wir jetzt mit den Dirham für zwei Tankfüllungen in Marokko so anstellen können… .

Der Flug war wieder mal ein Traum. Links der Atlantik, rechts die Wüste, jeweils so weit das Auge reicht und das fast 1000 Kilometer lang! Unter uns zeitweise die spärlich befahrene Küstenstrasse N1, die ein gewisses Gefühl der Sicherheit vermittelt, falls man doch mal eine Sicherheit – Aussenlandung hätte machen müssen. Mit gelegentlichem Kontakt zu Canaries Information flogen wir brav die am Vorabend mühsam programmierte VFR Pflichtrute ab. Das der VFR Verkehr hier so geregelt ist, ist jetzt ganz gut zu verstehen, man wäre sonst in der Wüste im Notfall kaum auffindbar. Zum Glück war die HX aber wieder brav und in weniger als vier Stunden (Rückenwind) erreichen wir Agadir. Was für ein Kontrast! Neben uns Condor, Easy Jet und Air Berlin, man hört fast mehr Deutsch als Arabisch.

Der wirklich abenteuerliche Teil unserer Reise scheint zunächst vorbei, allerdings geht unsere Etappe morgen zurück nach Europa ins Winterwetter. Die nächsten Herausforderungen werden dann wohl eher meteorologischer Art. Es sei denn, wir beschließen unser zuviel gezogenes Geld in den nächsten Wochen hier in der sehr angenehmen Wärme auszugeben.

Nachricht von Jörg + Jan aus Dahkla vom Mo 05.11.2012 – 23:23 Uhr:

Day 4

5. Nov. Dakar – Dakhla

Nach einem sehr entspannten Abend in dem schönen Restaurant am Strand von Dakar und einem kleinen Absacker in der Hotelbar ging es am Morgen per Taxi zurück zum Flughafen. Allerdings machen sich die Garnelen vom Vorabend in unseren Mägen etwas bemerkbar. Nach den üblichen Sicherheitskontrollen und der Immigration erfahren wir, dass trotz aller Bemühungen in den letzten Tagen unsere Landeerlaubnis für den Militärflughafen Dakhla noch nicht erteilt ist. Alternativ wären dann die Kanarischen Inseln das Tagesziel, mit einer Flugzeit von mindestens sechs Stunden keine wirklich schöne Option. Aber unsere Partner vom Flight Service International arbeiten weiter an der Genehmigung, wir dürfen schonmal ans Flugzeug zum Tanken, wieder mit der Handpumpe (und immerhin 200 Liter) und wieder mit dem schönen großen Bus. Der Fahrer ist – wie mittlerweile fast alle Mitarbeiter der Abfertigung mit Airbus Ansteckern und Schlüsselanhängern oder Büfa Kugelschreibern und Reiseweckern ausgestattet, dementsprechend freundlich ist die Stimmung.

Gegen 11:00 sitzen wir abflugbereit in der HX, leider aber immer noch kein OK aus Dakhla.  Aber eine halbe Stunde später der erlösende Anruf aus Frankfurt, wir dürfen landen. Also nur vier statt der befürchteten sechs Stunden Flug. Ganz besonders angenehm für Jörg, der nicht wie Jan sicherheitshalber eine Imodium Tablette eingeworfen hatte. Wie gesagt, die Garnelen… . Abgesehen von ein paar Schwierigkeiten im Funk hatten wir wieder einen problemlosen Flug bei Traumwetter, das Imodium zwar griffbreit, aber es glücklicherweise nicht mehr benötigt. Die Landschaft unter uns verwandelte sich immer mehr zur Wüste und wir konnten einen hundert von Kilometern langen menschenleeren Traumstrand abfliegen. Überraschenderweise auch hier leider keine Giraffen.

Von Dakhla hatten George und Joerg ausgiebig berichtet. Die Tortur des Hinfluges wiederholte sich heute aber zum Glück nicht. Formulare mussten nicht mehr dreimal sondern gar nicht mehr ausgefüllt werden (“wir haben die Daten ja schon”), der absolut schon im Funk überaus zuvorkommende Controller ließ uns fehlende VFR Karten von Marokko abfotografieren und sogar der Drogenhund schien sich zu freuen, Joerg wieder zu sehen. Nach nur einer Stunde waren wir durch und auf dem leeren Parkplatz. Nach den Erfahrungen letzter Woche hatten wir uns per Internet im besten Hotel am (zugegeben sehr kleinen) Platze einquartiert. Einer der Mitarbeiter des Flughafen brachte uns in Ermangelung vonTaxen persönlich in unser Hotel, wo wir gleich zur Abkühlung in den Atlantik springen konnten. Dakhla zeigt sich von seiner besten Seite. Der Rest des Abends wurde – neben dem erneuten Genuss lokaler Krustentiere – für die mühsame Flugvorbereitung des kommenden Tages verwendet.

Nachricht von Jörg + Jan aus Dakar vom So 04.11.2012 – 19:58 Uhr:

Day 3

4.November Monrovia – Dakar

Nach kleineren technischen Problemen mit dem Scanner und WLan in unserem Hotel in Monrovia sind wir Richtung Flugplatz aufgebrochen. Links und Rechts der Strasse teilweise noch ausgebrannte Häuser des immerhin schon seit 9 Jahren beendeten Bürgerkriegs. Es herrscht hier eine unglaubliche Diskrepanz zwischen sehr arm und sehr reich. Viele der Fahrzeuge auf den Strassen sind UN Fahrzeuge, auch auf dem Flughafen stehen zu 90% Blauhelmmaschinen. Am Flughafen angekommen zeigt sich wieder einmal der Vorteil schon einmal da gewesen zu sein – die versprochenen Airbus Käpis werden zwar eingefordert, aber das Wetterbriefing und das Update unseres Flugplans verlief dafür in einer sehr entspannend Atmosphäre.

Nur das keine aktuellen Wetterkarten zu bekommen waren. Jörg nutzte die Gelegenheit um der freundlichen Wetterdame das deutsche PC- Met zu erklären und ihr einen Zugang einzurichten und wir hatten immerhin alle METARS für die Strecke. Muss reichen! Mit nur einer knappen Stunde hinter dem Zeitplan dann Start auf der 22. Wieder fliegen wir ein IFR Routing VFR ab. Die Wolkendecke ist fast geschlossen und wir steigen sicherheitshalber, es sind im Inland durchaus ein paar höhere Berge, auf Flightlevel 100. Vorteil: Rückenwind, der die Flugzeit von knapp fünf auf gute vier Stunden reduziert. Nachteil: Jan kann die so sehr erhofften Elefanten / Giraffen / Gnus wieder nicht sehen.

Nach ein einiger Zeit des Umfliegens von Wolkentürmchen reißt die Decke auf, dennoch bleiben wir in der Höhe um den Rückenwind zu nutzen. Die Landschaft unter uns ändert sich laufend, nach den grünen Regenwäldern geht es über riesige Mündungsgebiete, beindruckende, fast menschenleere Sumpflandschaften und über vier Staaten ins Senegal, die ersten Anzeichen der Wüste sind zu erkennen. Die Landung in Dakar verlief problemlos, die Gebühren sind auch wieder gut zu ertragen, sogar noch günstiger als auf Juist. Inbegriffen die Abholung in einem Bus, der für 60 Personen gereicht hätte.

Entspannter Ausklang des Tages in einem Restaurant am Strand, der Blick und die Temperaturen sind perfekt, das Essen werden wir gleich genießen um uns moralisch für den wohl schwierigsten Stopp morgen in der Westsahara / Marokko zu wappnen.

Nachricht von Jörg + Jan aus Monrovia/Liberia vom Sa 03.11.2012 – 22:34 Uhr:

Moin Ihr Daheim,
wir sind wieder in Bewegung und hatten einen perfekten Tag!. Anbei die Schulderungen. Bilder folgen später. Bis bald, spätestens morgen aus Dakar. Jan und Joerg


Ghana Juist

Day 1 02.11.2012

Accra / Kpong

Am Abend des 1. November holten George und Jörg den Copiloten für den Rückflug, Jan Wuppermann, am Kotoka International Airport in Accra, wo auch die Ruschmeyer im Hangar Nr. 2 stand, ab. Bei George zu Hause wartete ein typisches afrikanisches Abendessen (mit besonders gutem südafrikanischen Rotwein). Für den nächsten Tag steht viel auf dem Programm, deswegen waren alle früh im Bett.

Nach dem Frühstück ging es mit dem Auto zum Kpong Airfield. Auf dem Weg hatten wir die Gelegenheit, den zurzeit noch verlassen Flugplatz zu besuchen, auf dem Hanna Reitsch von 1962 – 1965 den Grundstein für die zivile Luftfahrt in Ghana legte. Damals schulte sie dort die zuvor an der Jubi Juist ausgebildeten sieben Ghanesen weiter. Wir konnten mit dem Auto auf die befestigte Landebahn fahren und eine Länge von über 900m messen. Auch der über 50 Jahre alte Hangar ist noch in einem guten Zustand. Von dort ist es nur noch ein paar Minuten zum Kpong Airfield. Der Flugplatz befindet sich in einer traumhafter Lage unterweit der Staumauer des Volta-Sees, am Rande eines Flusses. Während George und Joerg sich die Referate der Auszubildenden über ihre Erfahrungen ihres Fluges mit der Ruschmeyer vor ein paar Tagen und der Unterschiede zwischen der R90 und ihren Flugzeugen anhören konnten, bekam Jan die Chance, gleich zwei Flüge jeweils in von den Auszubildenden gebauten Flugzeugen zu machen. Der erste Flug war mit einer CH701, einem Metallflugzeug mit allerneuster Rotax-Technologie, dem eingespritzten 912IS Motor. Die Maschinen verfügen über eine Maximalflugdauer von 12 Stunden, da bei medizinischen Einsätzen im Norden Ghanas kein Auftanken möglich ist. Dazu trägt die Motorentechnologie bei, die den Verbrauch im Reiseflug auf unter 11 Liter/h reduziert. Der zweite Flug fand in einem X Air Falcon, einem offenen UL statt. Einen Flug machte Jan mit dem Gründer der Einrichtung “medicine on the  move” Jonathan Porter und den anderen mit der ersten Pilotin und Fluglehrerin Ghanas, Patricia Mawuli.  Jan wurden im Tiefflug die Abwurftechniken der medizinischen Hilfsgüter demonstriert, was ihn nachhaltig beeindruckt hat.

Danach wurden die Werksstätten und die Lackierhalle der kleinen Manufaktur besichtigt. Es ist sehr beeindruckend, was aus dem Brachland nach 7 Jahren geworden ist. Nach einem erneut typischen afrikanischen Essen aus einem Maisbrei und Huhn wurden uns dann noch die Klinik, die Schulungsräume und die Unterkünfte gezeigt.

Mit einem Abschiedslied aller wurden wir auf afrikanische Weise  verabschiedet.  Das Fazit: Die können nicht nur Flugzeuge bauen und fliegen, sondern auch noch sehr gut singen.

Von Kpong aus ging es direkt zum Kotoka Airport um die Ruschi für den morgigen Abflug in Richtung Juist/Westerstede startklar zu machen. Die Probleme mit dem bestellten, aber nicht auffindbaren Avgas (Flugbenzin) konnten nach vier Telefonaten in das Nachbarland Elfenbeinküste, zwei nach Nigeria und unzähligen in Ghana gelöst werden. Nach 4 Stunden! rollte ein Fass in Richtung Ruschi. Die Seriennummern unserer Dollarscheine wurden vorsichtshalber notiert und wir zeichneten entsprechend gegen.  Über den “Tagespreis” möchten wir uns hier ausschweigen.

Mit nur 15 Minuten Verspätung erreichen wir das Restaurant Monsoon im Partyviertel von Accra. Dirk Moellers von der deutschen Botschaft hatte uns zum Essen eingeladen. Er hatte von unserer Reise und unserem Engagement für “Medicine on the move” gehört und uns seine Unterstützung auch bei zukünftigen Unternehmungen angeboten. Schon Tags zuvor hatten Joerg und George die deutsche Botschaft besucht und die Gelegenheit sich mit den Diplomaten auszutauschen. Wie unkompliziert und herzlich der Empfang war und dann noch mit einem sehr netten Abendessen gekrönt wurde – dafür können wir uns nur ganz herzlich bedanken!

Day 1             02.11.2012

Accra, Ghana – Monravia, Liberia

Um 07:45 ging es nach einem diesmal europäischen Frühstück bei schönem Wetter auf Georges Terrasse erneut zum Kotoka International Airport. Mittlerweile kennen wir die Wege und Vorschriften zum zügigen Passieren der Sicherheitskontrollen. Mit dem nötigen Respekt, Freundlichkeit und ein bisschen Empathie hat man eigentlich kaum irgendwo auf der Welt Probleme. So auch heute und das nicht nur auf Grund der diplomatischen Begleitung. Dirk Moellers von der deutschen Botschaft verabschiedet uns an einem Samstagmorgen um 08:00 Uhr persönlich auf dem Vorfeld des Flughafens. Damit hatten wir nun gar nicht gerechnet.  Der dezente Hinweis “bitte nicht in Ghana notlanden, da sonst die Botschaft doch viel Arbeit hätte”, war dann auch nur ein Spaß. Unserem Gastgeber George und Dirk winken wir ein letztes Mal zu bevor es auf der Startbahn 21 mit einer anschließenden Rechtskurve in Richtung Abidjan 🙂 ging.  Der Flug war problemlos – super Wetter, traumhafte Sichten, nette Controller im Funk. Andere Flugzeuge gab es wieder mal keine. Auch die Landung auf der 3300m langen Bahn machte Jan keine Probleme, war er doch unlängst auf der 285m langen Bahn auf Helgoland gelandet (da allerdings mit dem Hubschrauber). Es folgte Monrovia Teil II der Berechnung der “Landegebühren”. Noch im Anflug bestellte Joerg den Bus für den 150m Transport (95$) ab. Auch der Einweiser (50$) und der Mann mit den Klötzen für die Reifen (weitere 50$) wurden noch per Funk abbestellt. Man lernt dazu! Die Tankcrew war bereits mit Airbus-Giveaways vom Hinflug ausgestattet und empfing uns mit offenen Armen, das Tanken, wieder mit der Handpumpe, dauert so nur 2 Stunden. Durch die Stornierung per Funk konnten wir die Gebühren auf rund 50% des letzen Besuchs reduzieren und uns damit den Wein zum Abendessen wieder leisten.

Nachricht von Jörg von Kpong Airfield vom Mo 29.10.2012 – 13:00 Uhr:

Ankunft mit dem Flieger auf dem Kpong Field in Ghana am 29.10.201212

Das Kpong Field in Ghana mit dem Flugzeug zu erreichen war das eigentliche Ziel unserer Reise. Heute ging unser Wunsch in Erfüllung. Gegen  11:00 erreichten George und ich den Flugplatz nach nur 15 Minuten Flugzeit von Accra. Die 500 Meter Graspiste war frisch gemäht worden (Danke dafür!) und so setzten wir nach einem Überflug dort auf. Der Flugplatz liegt direkt zwischen einem Berg und einem Fluss unweit des Volta Stausees, dem flächenmäßig größten künstlichem Wasserreservoir der Erde.  Eine wunderschöne Landschaft  sowohl am Boden als auch aus der Luft. Das gesamte Team empfing uns mit einem Applaus. Jonathan führte uns durch das Trainingscenter. Ziel der Einrichtung ist es, ghanaischen jungen Frauen eine Berufsausbildung zu ermöglichen. Nicht irgendeine, sondern eine in Luftfahrtberufen und als Rettungsassistentin aus der Luft. Während der vierjährigen Ausbildung werden sie zu Flugzeugmechanikerinnen, Pilotinnen und in erster Hilfe/Luftrettung ausgebildet. Am Kpong Airfield werden zwei- und viersitzige Flugzeuge (CH 701 und CH 801) von den Auszubildenden gebaut.  Einige davon sind verkauft worden, um  einen Teil der Ausbildungskosten zu decken. die anderen fliegen medizinische Einsätze im unwegsamen Gelände.

Manchmal wird auch nur Medizin zielsicher abgeworfen (ein spezielles System dämpft den Aufprall). Im Moment befindet sich gerade eine viersitzige Maschine mit einem Stretcher (Krankentransportliege) in Bau. Neben den Spenden, auf die die Organisation zwingend angewiesen ist, wird durch den Unterricht von Privatpiloten Geld verdient. Patricia Mawuli ist eine der jungen Frauen, die hier das Fliegen gelernt hat. Als erste Frau erwarb sie in Ghana eine Pilotenlizenz. Mittlerweile ist sie auch Fluglehrerin und leitet  das Ausbildungszentrum. Darüber hinaus ist sie  die erste Frau weltweit, die zertifizierte Mechanikerin für Rotax Motoren ist. Zusammen mit Rotax hat sie am Flugplatz ein Testcenter aufgebaut, in dem neue Motorentypen und zugehörige Systeme getestet werden (Fotografieren verboten!). Sie vertritt Rotax nicht nur in Oskosh, sondern auch auf der nächsten Aero in Friedrichshafen. Eine unglaubliche Geschichte, wenn man bedenkt, dass sie sich vor 6 Jahren noch als Tochter eines Fischers, 8 km vom Flugplatz entfernt lebend,  vor den “Ungeheuern” am Himmel erschreckt unter den nächsten Baum warf. Ihre Neugierde siegte am Ende. Letze Woche erhielt sie den Preis für herausragende Karriereleistungen durch den Präsidenten Ghanas. Bis dato, sagt sie, ging man im Parlament davon aus, das jemand das Flugzeug fernsteuert, wenn sie als Frau dort allein drinsitzt (dies war nicht als Scherz gemeint).

Es gibt mittlerweile zwei Ausbildungsjahre mit je 4 talentierten Auszubildenden. Die werden aus der Region nach umfangreichen Tests ausgewählt und stammen aus einfachsten Verhältnissen.  Alle leben  in Unterkünften, die zur  Einrichtung gehören, direkt  am Platz. Es gibt einen klimatisierten Lehrsaal für den Theorieunterricht, von dem aus ich gerade schreibe. Gleich wird der Generator abgestellt und dann herrscht hier Bettruhe. Neben den Flugzeughallen befindet sich die Ausbildungswerkstatt und angrenzend die Kantine. Seit diesem Jahr gibt es auch ein Mini Clinic, in der auch kleinere Operationen durchgeführt werden können. Hinter all diesem steht ein Brite, der vor sieben Jahren, nach dem sein Sohn in der Nähe schwer verunglückte, sich berufen sah etwas an der mangelhaften Notfallversorgung zu ändern. Unsere Reise nahm erst Gestalt an, als wir von dieser Einrichtung hörten (www.medicineonthemove.org).  Hinzu kam noch die lange Verbindung von meiner Arbeitsstelle auf Juist, in der vor genau 50 Jahren sieben Ghanaer ihre Segelflugausbildung absolvierten. Die bekante Testpilotin Hanna Reitsch baute 1962 das erste Ausbildungszentrum in Afrika im Auftrag des Präsidenten auf. Sie arrangierte damals den Besuch über das auswärtige Amt auf Juist.

Heute konnte ich mich von dem Ausbildungsstand alle Auszubildenden überzeugen. Alle erhielten  Unterricht an der  Ruschmeyer, da sie bis heute weder ein Flugzeug mit Einziehfahrwerk noch einen Tiefdecker gesehen hatten. Anschließend konnte ich alle 8 zu einem kurzem  Flug mitnehmen. Ich glaube, dass es ein Erlebnis für alle war. Auch wenn sie morgen ihren freien Tag haben, wollen sie alle früh aufstehen und mir helfen das Flugzeug aus der Halle zu schieben.  Auf mich war das, was ich hier gesehen habe nicht minder beeindruckend. Ich weiß nun die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Der Flug hierher und das Kpong Field werden noch lange nachwirken. Obwohl noch nicht zurück, spiele ich schon mit dem Gedanken wieder hierher zu fliegen. Das nächste Mal vielleicht mit einem Zwischenstopp in Lungi/Sierra Leone und in Abidjan/Elfenbeinküste, beides Städte von denen ich jetzt viel gehört habe.

Nun für solche Planungen ist es zu früh und nun gilt es erst einmal wieder durch alle Wetter und andere Widrigkeiten hindurch heil nach Hause zu finden. Dazu geht es morgen zurück nach Accra. Ein Besuch bei der deutschen Botschaft steht noch an. Am Folgetag fliegen George und ich noch nach Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas. Am Donnerstag kommt dann aus Oldenburg Jan Wuppermann, der mit mir wieder zurückfliegen wird. Ob wir die gleiche Route neben werden, oder noch in anderen Ländern zwischenlanden ist noch offen. Vorsichtshalber haben wir uns noch zusätzliche Visa ausstellen lassen. Wer Lust hat kann unsere Rückreise gern wieder verfolgen. Wir schalten unseren Online-Tracking Sender  dazu wieder ein.  Samstag soll es losgehen.

Nachricht von Jörg aus Accra vom So 28.10.2012 – 2:36 Uhr:

Tag 9

Heute morgen um 07:00, beim Blick aus dem Hotelfenster,  schüttete es wie aus Kübeln.  Die Internetverbindung funktionierte nur in der Hotellobby und dann auch nur äußerst langsam. Es sah erst nicht gut aus. Die Gewitter der vorangegangen Nacht sorgten für niedrige Bewölkungen um 400 Fuß (ca. 120 Meter).  Die aktuellen Wettervorhersagen auf der Strecke (es gab nur eine Wetterstation in Abidjan/Elfenbeinküste)  verbesserten sich aber  Stunde um Stunde.  Nur noch vereinzelnde Schauer und Gewitter. So richtig wohl fühlte ich mich nicht als wir die einstündige Fahrt zum Flughafen antraten. Dort angekommen zunächst Schauer und dann auch noch Gewitter. George blieb nach der Sicherheitskontrolle beim Gepäck, während ich mir bei Operations noch das Wetter abholte und die Landegebühren bezahlen ging.  (Text ausgeschnitten, wird später eingefügt, zur Zeit nur angemeldet als neuen Bericht lesbar)  Nachdem wir anfänglich nach Südwesten fliegen mussten um dem Wetter auszuweichen, konnten wir dann bald wieder unserem geplanten Routing folgen. Alle 10 Minuten durften wir lokalen Schauern oder Gewittern ausweichen.  Wie es am Zielort aussehen würde wussten wir nicht. Unser Ausweichflughafen mit guter Wettervorhersage war Abidjan.  Nur hatten wir für die Elfenbeinküste kein Visa. Nach überfliegen der ghanaischen Grenze war der Küstenflughafen Takoradi anfliegbar. Somit war klar, dass wir  es schon einmal bis Ghana geschafft haben.  Auch Accra empfing uns bei gutem Wetter. Geschafft! Touch Down um 17.25 Ortszeit nach 4h 25m. Das Wetter hätte uns auch noch zwei weitere Tage in Monrovia festhalten können, hat es aber nicht. Jetzt sitze ich gerade bei George im Esszimmer.  Die Klimaanlage kühlt mich runter, während mich das scharfe Essen wiederum doch noch schwitzen lässt.

Die Anspannung weicht. Es ist eben nicht Westerstede-Juist und das merkt man. Mit jedem Flug gewinnt man etwas mehr Gefühl für den afrikanischen Kontinent. Es ist anders, als ich erwartet habe und wunderschön. Gegensätzlicher kann es aber auch kaum sein. Morgen fahren wir zunächst mit dem PKW zum Kpong Field (90 km von Accra) und besuchen die Oragnisation “medicine on the move”, der unserer Reise gewidmet ist.  Am  Dienstag fliegen wir  dorthin, sofern die Sonderlandegenehmigung bis dahin vorliegt, da die Gewichtsgrenze 1000 kg beträgt und wir 1350 schwer sind.

Bei allen die uns über die letzten 9 Tage begleitet haben, sei es über die Zeitung, Trackingfunktion, SMS und Internet, möchten George und ich uns herzlich bedanken.  Dank auch all denjenigen, die “medicine on the move” durch Spenden unterstützt haben und damit jungen Menschen in Ghana eine Berufsausbildung und Zukunft ermöglichen.

Ohne Ihre/Eure Begleitung wäre der Flug nicht dasselbe gewesen. Die Rückreise steht nun bevor, doch zunächst gibt es ein paar Aufenthaltstage in Ghana, auf die ich mich sehr freue.

Am 3. oder 4. November planen wir unsere Rückreise. Wer dann noch möchte kann hier wieder Informationen finden.

Nachricht von Jörg aus Monrovia vom Sa 27.10.2012 – 9:45 Uhr:

Tag 8

Jeder Flug trägt uns in eine ganz andere Landschaft und Kultur. Der heutige Flug war mit 664 geplanten nautischen Meilen der längste unserer Reise. In Dakar waren alle in guter Laune. Das größte islamische Fest  “Eid al-Adha” hatte die Stadt fest im Griff. Die Straßen zum Flughafen waren heute morgen leer. EJ, der Hubschrauberpilot des Eurocoptors 365 Dauphin von gestern begleitete uns zum Flughafen.  Mit entsprechenden Tipps durch ihn ausgestattet ging es problemlos nach Liberia. Dabei flogen wir über das kleine Gambia, Guinea Bissau, Guinea und Sierra Leone hinweg. Flugplätze gibt es nicht viele und somit war der einzige Ausweichflughafen, der durch eine Gewitterwarnung in Frage gekommen wäre, 221 Seemeilen  von Monrovia entfernt in Lungi. Wir füllten daher die Tanks in Dakar entsprechend (mal wieder mit der Handpumpe aus dem Fass), auch in Hinblick auf die zu erwarteten Spritpreise in Monrovia (Flugplatz Robertsfield/GLRB). Der Flug verlief entspannt. Gegenwind zwischen 7 und 15 Knoten, und vereinzelte Gewitter, die uns zum Ausweichen zwangen,  machten uns heute nichts aus.  Die Flughöhe war zunächst 3000 Fuß. Mit zunehmender Entwicklung der Cumulus Bewölkung stiegen wir stufenweise bis auf 9500 Fuß.  In  Monrovia angekommen hatte George gleich den Benzinlieferanten, der außerhalb des Flughafens sein Geschäft hat, angerufen. 6 Mitarbeiter und ein 200 Liter Fass kamen bald um die Ecke. Man wechselte sich beim Bedienen der Handpumpe regelmäßig ab. Über den Preis möchte ich lieber schweigen. Da erinnere mich lieber an die afrikanischen Landegebühren, die bisher alle zwischen 4,- und 6,- Euro (allesamt auf internationalen Flughäfen!) lagen und damit völlig akzeptabel ausfielen.  Aus den Erinnerungen bin ich dann wieder im Hotel (ohne Fön und Internet) gerissen worden, als man uns den Übernachtungspreis mitteilte. Dafür könnte man in Agadir viermal übernachten. Monrovia ist voller armer und weniger sehr reicher Menschen.  Am Flugplatz beginnt die größte Gummiplantage der Welt (Firestone).  Die UN ist noch überall im Einsatz auch wenn der Bürgerkrieg schon fast 10 Jahre zurück liegt.

Jemand fragte uns, warum wir so wenig von den Orten berichten, an denen wir zwischenlanden. Das ist ganz einfach. Wir kommen gar nicht dazu uns vom Hotel groß wegzubewegen. Zum einen die Temperaturen, zum andern kann man immer noch 3-4 Stunden Vor- und Nachbereitung (Flugvorbereitung, Programmieren der Routen, Tanken, etc.) addieren. Dann sind wir meistens müde. Beim nächsten Mal würde es alles schon einfacher gehen, da wir dann die Abläufe drauf hätten.  Wir können nur jedem, der so eine Reise plant raten, sich mindestens zwei Tage an jedem Ort aufzuhalten. Die Zeit haben wir aber nicht zur Verfügung gehabt.

Aber zurück zum Flug morgen. Gern würden wir morgen Accra erreichen, doch breiten sich heute Nacht und morgen denn ganzen Tag die Gewitter weiter aus. Ob es eine Chance geben wird entscheidet sich morgen in aller Frühe. Drückt uns die Daumen. Ansonsten werden wir, hoffentlich nur eine weitere Nacht, hier bleiben, bevor wir das Ziel Accra erreichen werden.

Nachricht von Jörg aus Monrovia vom Sa 27.10.2012 – 1:25 Uhr:

Wetter sieht für morgen leider bescheiden aus
Bericht kommt gleich.

Nachricht von Jörg aus Dakar/Senegal vom Fr 26.10.2012 – 5:36 Uhr:

Tag 7

Pünktlich um 09:00 standen wir beim Flugplatzkommandanten vor der Tür.  Er eröffnete uns sogleich, dass unserer Weiterreise nichts mehr im Wege stehe.  Das hörte sich am Vorabend noch ganz anders an. Noch ein freundliches respektvolles Gespräch und dann wurden wir zum Tower geschickt.  Der diensthabende Militärlotse unterbreitete uns einen neuen Flugplan, der von unserem bereits genehmigten deutlich abwich. Die Überflugpunkte hatten wir in keiner unserer Karten und daher notierten wir uns die Koordinaten.  Dann war auch hier alles geklärt. Noch eine Nacht in Dakhla hätten wir auch nicht unbedingt haben müssen.  Auch wenn die ehemalige Westsahara nun zu Marokko gehört hat sie von der Gastfreundlichkeit der Marokkaner scheinbar noch nichts gehört. Es scheint, als sei das Leben in der Wüste auf einen Punkt reduziert, den des Überlebens. Nun andere Gegend, andere Kultur und andere Sitten. Der einzige Weg das halbwegs zu ertragen ist es zu respektieren.

Dakhla von oben

Vom Tower sind wir dann zum Flieger. Getankt hatten wir schon gestern und zwar vom Fass.

Vorsichtshalber nochmals eine Probe genommen und Wasser war zumindest nicht mit drin. Am Boden herrschten nördliche Winde mit 10 Knoten. Da haben wir gleich eine Flughöhe von 8500 Fuß angefordert und auch erhalten. Doch schon während des Steigflug merkten wir, dass der erwartete stärkere Rückenwind in der Höhe zum Gegenwind wurde, also wieder runter auf 3000 Fuß. Für 20 Knoten mehr Speed nahmen wir die 36°C Außentemperatur in Kauf. Wie viel Grad es im Cockpit waren möchte ich  gar nicht erst wissen.  Vorbei an Nouadhibou und Nouakchott in Mauretanien ging es dann in den Senegal. Dort angekommen durften wir uns zu den “Großen” gesellen. Einen Abholservice gibt es nur, wenn man einen Handlingagent engagiert, also 1 km Fußmarsch mit Gepäck bei 38°C ins Terminal. Ein zufällig vorbeifahrendes Militärfahrzeug nahm uns dann doch noch mit.

Heute trugen wir zum ersten Mal Uniform. Dies machte das Leben deutlich einfacher bei allen Kontrollen. Was gestern noch 90 Minuten dauert war nun in 3 Minuten erledigt, ohne jeglichen Papierkrieg. Beim Warten auf den Bus, um ins Hotel zu gelangen, trafen wir die Hubschrauberbesatzung, die uns ab Nouakchott (ver)folgte und mit denen wir schon über Funk Kontakt hatten. Deren Crewbus war schon da und sie fuhren in das Hotel gleich neben unserem. Wir durften mit. Die Senegalesen sind sehr gastfreundlich und unser einfaches Hotel in Dakar kam uns, nach der letzten Nacht, wie ein Palast vor. Am Abend haben wir noch einen Freund von George getroffen und dann noch mit der Hubschrauberbesatzung nebenan ein Bier getrunken. Alles in allem ein entspannter Tag, bis auf die Temperaturen. Ich freue mich, dass wir uns morgen wieder von Zentralafrika entfernen  und damit die Tageshöchsttemperaturen nicht mehr über 40°C sein werden. Morgen erwarten uns auf der Stecke Gewitter, die unseren Flugverlauf offen gestalten werden. Geplant sind morgen 660 NM, einer unserer längsten Flugabschnitte auf der Reise.

Wir freuen uns auf einen erneut spannenden Tag.

Kommentar zu den heutigen Bildern in der Galerie:

Einsames Fluzeug im Hintergrund in Dakhla und die Feuerwehr. Flugverkehr gibt es dort quasi nicht. Vermutlich wurden wir deswegen am Vortag von insgesamt 10 Personen kontrolliert. In Dakar dann eine Regierungsmaschine Airbus A 310 mit Bewachung unter dem Flieger direkt neben uns.

Nachricht von Jörg aus Dakhla vom Do 25.10.2012 – 2:48 Uhr:

Tag 6

Der Taxifahrer stand pünktlich um 10:30 vor dem Hotel und 30 Minuten später waren wir am Flughafen (€ 20,-) . Kontrollen wie daheim. Alle überaus freundlich und hilfsbereit.

Die Landegebühr betrug umgerechnet € 4,50! Der Sprit lag bei € 3,30 den Liter. Ja, langsam wird  der Sprit  teurer. Den Flugplan unseres Inlandsandsfluges nach Dakhla (560NM) gaben wir diesmal gleich entlang der dafür veröffentlichten Sichtflugpunkte auf. Ein Problem, dass wir in unseren Vorbereitungen übersehen hatten, stellte sich ein. Für den zum Teil militärischen genutzten Flugplatz nach Dakhla fehlte uns nicht nur die Zustimmung des Flugplatzkommandanten, nein es wurde auch noch eine Genehmigung aus der Hauptstadt Rabat gefordert. Durch den weiter freundlichen Einsatz  aller Flugsicherungsmitarbeiter gelang das Unmögliche doch noch. In der Wartezeit zuvor gab man uns Einblick in das Kontrollzentrum der Flugsicherung von Agadir. Alles nur vom Feinsten.

Gegen 14:40 hoben wir ab. Gerade noch rechtzeitig, um vor der Dunkelheit in Dakhla anzukommen. Der Flug ging diesmal über die Startbahn 28 (Richtung Westen), meistens entlang der Küste. Viel Wüste, unterbrochen von ausgetrockneten Salzseen. Kaum noch grüne Flächen und schon nach einer Stunde sehr eben. Die Erosion zeichnet immer wieder  neue  Bilder in den Sand. Ein Leben dort unmöglich.  An den kanarischen Insel sind wir mit  gut 30 Meilen Abstand vorbeigeflogen. Dort hätte man auch stoppen können, dachten wir kurz, nur dann wäre Dakar morgen zu weit gewesen. Die Temperatur im Cockpit in 3000 Fuß betrug durchgängig über 30 Grad. Trinken muss man,  nur bei einem 4stündigen Flug eben nicht soviel, wie man möchte.  In den 4 Stunden gab es nur zweimal  im Funk überhaupt ein anderes Flugzeug zu hören. Nach der Landung in Dakhla herrscht eine angenehme Brise bei abklingenden Temperaturen.

Nach dreifacher Kontrolle, inklusive Drogenhund, Vorstellung beim Tower, mehrfache Kontrolle der Flugzeugpapiere und Konsultierung des Flughafenkommandanten wurde uns klar, ab hier wird alles anders. Der Weiterflug wurde vorerst für morgen ausgesetzt. Nein wir haben nichts geschmuggelt! Die zuvor in Agadir beantragte Sondergenehmigung hatte einen Formfehler und gilt nur bis heute um Mitternacht.  Nach längeren Diskussionen mit dem Kommandanten teilte er uns mit, wann wir morgen früh zu erscheinen haben. Wir sind optimistisch, dass sich morgen eine Lösung finden wird. Das Hotel für Dakar haben wir daher bereits gebucht.

Nachricht von Jörg aus Agadir vom Mi 24.10.2012 – 10:49 Uhr:

Tag 5

Heute Nacht kam eine Mail vom Flugplatz aus  Ghana. Ein auf  3 bar geregelter Druckminderer für eine 3/4″ Wasserleitung am Flugplatz sei ausgefallen und Ersatz  nicht in Sicht.  Am Morgen gelang es uns, trotz Übersetzungsschwierigkeiten (auf spanisch heißt das Ding dann:  Valvula reguladora de presion de agua potable para 3 bares a instalar en tuberia de 3/4 de pulgada de uso domestico), das Teil aufzutreiben.  Dann brauchte ich noch zwei kurzärmlige Pilotenhemden. Die hat man in bestimmten Ländern besser, da Uniformen dort auf den Zoll und die Airportpolizei mehr Eindruck machen, als der Freizeitlook.  Zwar hatte ich aus meiner aktiven Zeit noch welche  im Schrank, aber die sind, was mir völlig unerklärlich ist, wohl über die Zeit um zwei Größen eingelaufen.  Nun für einen sehr fairen Preis (danke Pablo für den Tipp) von13 €/Stück  habe ich jetzt wieder welche, bei denen die Knöpfe nicht abreißen.

Nachdem wir dann noch ein paar Computerkleinteile für “medicineonthemove”  finden konnten, sind wir dann gegen Mittag raus zum Flughafen gefahren. Unser Handlingagent, vorgeschrieben für Flüge in “Nicht-Schengen” Länder,  holte uns  am Tor (Control 1) ab.  Tags zuvor erhielten wir  eine Genehmigungsnummer von ihm, ohne diese zuvor ins Feld 18 des Flugplanes vor der Aufgabe, geht gar nichts.  Der Tankwagen wollte nur Bargeld annehmen. Nein, Spanien ist noch nicht Afrika. Das Lesegerät war kaputt. Wir konnten zollfrei tanken und das macht dann € 1,70 Liter. Dies geht nur unter bestimmten Voraussetzungen, die wir aber erfüllten. Vom gespartem konnten wir dann unseren Handlingagent bezahlen.  Hinter uns drehte derweil ein Airbus A 400M seine Runden, denn der wird dort gebaut.

Der gesamte Aufenthalt in Sevilla war äußerst angenehm. Die Spanier waren ausnahmslos hilfsbereit und sehr freundlich. Nun gegen 14:10 ging es  dann los. Wenige Minuten später ließen wir Jerez rechts liegen und näherten uns der Küste. Schon weit vorher konnten wir das marokkanische Festland sehen. Für die kurze Strecke über Wasser stiegen wir auf FL 70. Die im Sichtflugflugplan genehmigte Route war die Instrumentenflugroute und wir gingen davon aus, dass wir diese auch abfliegen würden. Fehlanzeige! Wie in Marokko üblich und in zahlreichen Foren beschrieben, mussten wir die Standard Sichtflugroute nehmen. Diese ist deutlich länger. Noch vor erreichen Marokkos wurden wir aufgefordert umzustellen. Hinterher ist man schlauer. Dies werden wir morgen in Richtung Dakhla dann gleich richtig machen.

Kurz vor Agadir klettern dann die Sicherheitsmindesthöhen (MSA) auf über 15.000 Fuß. Unser Routing ging aber einige Meilen näher an der  Küste entlang, wo die MSA bei nur bei 7.600 Fuß liegt. Nachteilig wirkte sich in der Höhe der Wind aus. 40 kt (ca. 72km/h) genau auf die Nase. Flugdauer 4 Stunden 12 Minuten. Direkt nach uns kam eine Condor A 320 aus Deutschland an. Schon ungerecht. Wir sind nun schon  insgesamt 12 Stunden geflogen und die machen das in gut 3,5 Stunden.  Hier in Agadir ist es zeittechnisch bereits zwei Stunden früher als in Deutschland, also britische Winterzeit oder kurz UTC (United Time Coordinated).

Das Taxi, dass uns zum Hotel brachte, hatte schon einige Jahre auf dem Buckel gehabt, war aber erstaunlich bequem.  Im Hotel wurden wir mit einem Glas heißen Tee empfangen. 4 Sterne für € 40,- gehen in Ordnung. Als wir um die Ecke in einem kleinen Restaurant die marokkanische Nationalspeise Tagine und Cous-Cous aßen kamen wir zu dem Schluss, das wir eigentlich an jedem Ort zwei Tage Aufenthalt haben müssten, um Land und Leute kennenlernen zu können. Auch hier in Marokko wird einem überall freundlich und stets mit einem Lächeln begegnet. Mal sehen, ob das am Flugplatz morgen genauso sein wird, wenn wir die Rechnung erhalten und die Formalitäten anstehen.

Der Flughafen in Sevilla

Da passt jede Menge rein

Harte Navigationsarbeit (iPad und Papierkarte)

Ein letzter Blick auf Europa

Afrika (Tanger) erwartet uns schon

Der Flughafen von Agadir mit dem Atlas-Gebirge im Hintergrund

Feierabend für heute

Nachricht von Jörg aus Limoges vom Di 23.10.2012 4:16:

Tag 4:

Wären wir bloß erst in Afrika. Auch heute drohte George und mir der morgendliche Nebel wieder einen Strich durch unsere Etappe nach Sevilla zu machen.  Auf dem Weg  zum Flughafen baten wir den Taxifahrer an einer  Tankstelle anzuhalten. In Sevilla sind Warnwesten auf dem Flughafen vorgeschrieben. Leider gab es nur noch eine. Kein Problem, der Taxifahrer schenkte uns seine. Wenn der Tag so beginnt dann sollte es klappen dachten wir uns. Die Sicherheitskontrolle in Limoges  war genau und  ging zügig von statten.  Landegebühren und 2 Übernachtugen für das Flugzeug schlugen mit € 40,- zu Buche, für einen Verkehrsflughafen  normal. Der Sprit mit € 2,27/Liter günstig und daher haben wir alles voll gemacht. Noch ein kurzes Schwätzchen im hiesigen Aeroclub. Alle sehr freundlich und hilfsbereit und dann in den Flieger. Zwar wurde unserer Flugplan nicht sofort vorgefunden,  doch dann ging es doch los. Standard Abflug nach Sicht Richtung Westen auf der  21 aus Charlie. Wenig später unter uns ein ausgedehntes Nebelfeld bis Bordeaux und dann freier Blick auf die Biscaya, sowie auf Biaritz. Der Wind war heute mehr auf unserer Seite als gegen uns. Der Blick auf die Pyrenäen war weitestgehend frei. Mindestsicherheitshöhen von über 10.000 Fuß machen deutlich, dass es sich bei den Pyrenäen nicht um den Harz handelt.  Lediglich in Madrid haben wir andere Flugzeuge gesehen.  In Sevilla waren wir das einzige Flugzeug während des gesamten Anfluges. Landung auf der 09  nach 4 Stunden und 17 Minuten und 635 nautischen Meilen bei 65% Leistung.

Kurzer Blick auf morgen:

Um nach Marokko zu fliegen benötigen wir in Sevilla einen Handling Agent. Ohne wird kein Flugplan angenommen. Dies gilt für alle Flüge von Spanien in “Non Schengen” Länder. Nach kurzer Verhandlung konnten wir den Preis dafür auf 120,- Euro drücken.  Da wir mehr als 50% unseres Fluges im Non Schengen Land/Marokko tätigen, können wir zollfrei tanken.

Das entschädigt für die hohen Handling Gebühren.  Das Wetter sieht gut aus. Aus Ghana kam heute noch die Bitte einen dringend benötigten Druckminderer für eine Wasserleitung zu organisieren.  Daher haben wir unsere Abflugzeit morgen auf 14:00 Uhr gelegt.  Wir freuen uns morgen auf afrikanischen Boden zu begeben. Auch wenn die Reise noch weit ist, bringt uns das gefühlt unserm Ziel näher.

Wolkenbasis bei Limoges

Leuchtturm von Biaritz

Altstadt von Biaritz

George navigiert

Das spanische Wetter wird besser

Landung in Sevilla

Nachricht von Jörg aus Limoges vom Mo 22.10.2012 7:47:

Es sieht gut aus heute und wir planen zwischen 10:30 and 11:30 airborne zu
gehen. Werde heute entlang der Strecke (Biaritz, Pyrenäen,etc.) Fotos machen
un Dir mit einem Bericht heute Abend zukommen lassen.

Nachricht von Jörg aus Limoges vom So 21.10.2012 9:23:

Moin Zusammen,

das Wolkenband mit eingelagerten Gewittern macht uns auch heute erneut Schwierigkeiten. Dieses Band, mit Bewölkungsuntergrenzen von 200 feet und Sichten um 2000 Meter, zieht langsam weiter nordwärts. Ab morgen früh sieht es dann definitiv besser aus. Die Pyrenäen sind bereits von Mitternacht an frei. Somit sollte unserem Routing Lomoges-Dax-Biaritz-San Sebastian-Valladolid-Madrid-Sevilla morgen nichts mehr im Wege stehen.

Nachricht von Jörg aus Limoges vom Sa 20.10.2012 21:24:

Tag 1

Flug von Westerstede über Juist nach Limoges Der erste Flugabschnitt verlief problemlos.  4h 25min bei 55% Leistung.

Starker Gegenwind (25 kt und mehr) zwang uns tiefer zu fliegen als geplant.

Kurz vor Limoges verschlechterte sich das Wetter, so dass Limoges (900 Meter Sicht und 200 Fuß Untergrenze) kurzzeitig nicht anfliegbar war. Doch es tat sich doch noch für kurze Zeit eine Lücke auf, die wir nutzen konnten, bevor es dann richtig schlecht wurde. Der Lotse hat uns hervorragend betreut, wir wurden auf die Hindernisse aufmerksam gemacht und die Approach Lights wurde auf volle Leistung gestellt, damit wir den Platz auch ja finden. Da fliegt man bei sommerlichen Temperaturen zuhause los in den Süden und dann friert man bei strömenden Regen und 12°C. Südfrankreich hatte ich mir anders vorgestellt. Die Vorhersage für morgen ist nicht gut. Gute Nachrichten glaubt man eher als schlechte. Daher machten wir uns keinen Kopf. Nach etwas Leckerem aus der lokalen Küche und einem Gläschen Rotwein ging es uns gut und wir konnten gleich schlafen.

Tag 2

Kein Flug möglich:

Frühstück um 08:00. Die Internetverbindung wollte nicht gleich so, wie wir wollten. Der Blick nach Draußen verhieß gar nichts Gutes. In der Tat 200 Fuß und 2000m und das bis über San Sebastian hinaus. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Stunde um Stunde gewartet. Alternativ in Richtung Toulouse zu fliegen und weiter östlich über die Pyrenäen war noch schlechter.

Rudi/N2050D textet: Nehmt doch die Norton 2E. Das ist natürlich Salz in die Wunden, wenn deine Instrumentenflugberechtigung abgelaufen ist, wie bei mir

– Danke Rudi! Um 12:30 haben wir dann für den Tag aufgesteckt. Die Zeit haben wir genutzt um die Flugpläne für Sevilla und Agadir vorzubereiten. Die weiteren Hotelbuchungen mussten wir dann noch entlang der Stecke um einen Tag schieben. Danach haben wir uns Limoges angesehen. Nette kleine Stadt voller alter Fachwerkhäuser. Sind viel gelaufen, was bei unserer sitzenden Tätigkeit in den nächsten Tagen sicherlich nicht verkehrt war. Gegen Spätnachmittag wurde das Wetter besser. Die Vorhersage für morgen ist deutlich besser als für heute und daher sollte es morgen weitergehen. Wir planen unseren Abflug um 11:00 Uhr. Die Stecke morgen beträgt 634 nautische Meilen. Wir werden unseren Zusatztank morgen füllen, da wir rund einen Euro/Liter günstiger tanken können als in Sevilla. Je nach Wind reicht der Vorrat theoretisch dann sogar bis Agadir.

Nachricht von Jörg aus Limoges vom Sa 20.10.2012 12:42:

Another Night in Limoges – Dear All, cloudbase 200 feet all over the area until Biaritz keeps us today from continueing.  Lets hope for better tomorrow!  Will keep you posted! Joerg

Hier der Bericht von Jörg Bohn und sein gesamter Reiseverlauf:

Projekt Ghana-Juist 1962 startet am 19.10.2012 in Westerstede-Felde um 8.15 Uhr

Wir, George Manu, mein ehemaliger Flugschüler aus Ghana und ich, fliegen an diesem Freitag mit einem 4-sitzigem Tiefdecker mit Kolbenmotor (eine Ruschmeyer R-90) von Juist zum Kpong Field nach Ghana. Die Route lautet:

Juist-Limoges-Sevilla-Agadir-Dakhla-Dakar-Robertsfield/Monrovia-Accra-Kpong Airfield.

Die Anreise wir 7 Tage dauern. Unter www.m-cramer-tracking.de kann der Flug mit Positions-, Höhen- und Geschwindigkeitsangaben und einem Update alle 10 Minuten in Echtzeit verfolgt werden. Der Zugangscode lautet mcramer, Passwort mcramer.

Die Strecke ist anspruchsvoll. Teilweise haben wir aus Nachbarländern die Fässer mit Sprit  einfliegen lassen müssen. Eine Handpumpe haben wir genauso an Bord, wie einen speziellen Zusatztank. In Ghana steigt George Manu aus und für den Rückflug kommt dann Jan Wuppermann an Bord.

Der Hauptgrund für unsere Reise aber ist die Unterstützung eines humanitären Hilfsprojekts. In Ghana werden Leichtflugzeuge gebaut und für medizinische Hilfsflüge in den entlegenen Regionen des Landes eingesetzt. Diese geschieht ausschließlich mit jungen ghanaischen Frauen, die die Flugzeuge auch fliegen. Gegründet wurde die Organisation von einem Briten, der durch einen Unfall seines Sohnes in Ghana erfahren mußte, dass man oft vergeblich auf medizinsiche Hilfe wartet.

Mittlerweile hat die Organisation die einzige weibliche, von Rotax zertifizierte Mechanikerin weltweit hervorgebracht, eine junge Ghanaerin. Eine andere rüstet gerade ein Leichtflugzeug zum Sprühflugzeug um, mit dem sie sich dann selbständig machen will. Jedes Jahr beginnen vier Mädchen ihre vierjährige Ausbildung.

Nun das sind schon zwei gute Gründe nach Ghana zu fliegen. Die Vorbereitungen laufen bereits mehrere Monate, Überfluggenehmigunegn, Sicherheitsüberprüfungen in einigen Ländern durch deren Geheimdieste, Visa, Karten,etc.

Einen täglichen Blog mit Bildern wird es auf der Homepage:

www.iceboat.org

www.medicineonthemove.org

geben. Das ist auch die offizelle Web-Site der Organisation, die wir mit dem Flug unterstützen wollen. Dort wird eine vierjährige Ausbildung für Flugzeugmechanikerinnen angeboten, Leichtflugzeuge für den medizinischen Einsatz im Lande gebaut und die PilotInnen dafür ausgebildet. Ebenso ist dort eine Mini-Clinic auf dem Flugplatz entsstanden. Mit der Jugendbildungsstätte Juist (www.perspektivejuist.com) gibt es seit 1962 eine Verbindung zu Ghana.

Damals war die bekannte Testpilotin Hanna Reitsch mit 7 ghanaischen Studenten zur Flugausbildung in der Jugendbildungsstätte Theodor Wuppermann e.V Juist zu Gast. Die Ghanesen machten damals ihre Segelflugausbildung auf Juist, wo auch heute noch jungen Menschen das Fliegen beigeracht wird. Ein Grund für den Flug ist die ghanaischen Teilnehmer von damals in Ghana zu wiederzufinden.

Ich habe mich auf 4 Pressemitteilungen aus den letzten Wochen beschränkt, um zu verdeutlichen worum es sich dreht:

1. Zeitungsartikel des Ostfriesischen Kuriers von 1962  auf der Insel Juist, wo alles begann (1 MB)

2. Link zum kurzen Fernsehbeitrag des NDR vom letzten Samstag: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/das/media/ghanapilotin101.html

3. Artikel aus der Welt am Sonntag/Titelthema vom 23.09.12 (5 pdf Dokumente 2012 09 23 ASV WAS 20120923 WSBE-HP Seite 17-Seite-21)

4. Film über 30 Minuten, der genauen Einblick in die Arbeit dort gibt: http://english.cntv.cn/program/facesofafrica/20120604/100392.shtml

Das Flugzeug vorher

Kurz vor dem Start

Die Crew

Der Tank (es wurde ein Rücksitz ausgebaut, der Tank ist unten festgeschraubt
und oben noch mit den sicherheitsgurten abgesichtert)

Der Benzinumschalter